Wie designe ich meinen eigenen Strickpullover!?

Dafür möchte ich euch heute mal ein paar Design-Varianten für Strickpullover vorstellen.

Übersicht: Pullover-Designs

All diese Designs sind Pullover die von oben nach unten gestrickt werden können und wenig bis kein Zusammennähen erfordern. Ich mag von oben nach unten gestrickte Pullover einfach am liebsten, da man sie wunderbar zwischendurch mal anprobieren kann.

Dieser Blogeintrag beinhaltet allerdings keine Strickanleitung, er soll grundsätzlich dazu dienen sich einen Überblick über die unterschiedlichen Design-Formen und deren grobe Arbeitsweise (für die Strickweise „von oben nach unten“) zu verschaffen. Etwas was mir bei meinen Anfängen vor ein paar Jahren nämlich absolut gefehlt hat.

Für jede Design-Form gibt es natürlich auch andere Macharten, bzw. Vorgehensweisen, sowie unzählige Anpassungen und Optimierungen, Ärmel- & Kragenformen, spezielle Feinheiten, sowie viele weitere Tipps und Tricks. Ich versuche hier einfach nur zu beschreiben wie ich grob an meine Pullover-Designs herangehe, ohne den Anspruch zu erheben, dass meine Vorgehensweise die einzig richtige ist! 😉

eingesetzte Ärmel

Der klassische Pullover, er kann mit legerer bis hin zur sehr figurbetonenden Passform gearbeitet werden.
Grafik: Pullover mit eingesetzten Ärmeln
Basis-Beschreibung:
Das obere Rückenteil wird bis zu den Armlöchern gestrickt. Dann werden Maschen für das Vorderteil jeweils an den Schultern des Rückenteils aufgenommen. Die Vorderteile werden – je nach Ausschnittform – zuerst bis zu einer gewissen Tiefe getrennt gestrickt und dann mittig neue Maschen zum Verbinden beider Vorderteile angeschlagen. Auch das Vorderteil wird dann bis zu den Armlöchern weitergestrickt. Es werden dann Maschen unterm Arm neu angeschlagen und Vorder- und Rückenteil miteinander verbunden (hier wird der Brustumfang gemessen). Der Rumpf wird nun bis zum Bündchen in Runden weiter gestrickt. Die Ärmel werden gesondert gestrickt und später eingenäht, oder direkt mit Hilfe von kurzen Reihen eingestrickt (= kein nähen).

überschnittene Schultern

Der einfache Basic-Design Pullover, er sitzt nicht besonders gut, ist aber wunderbar für z.B. Oversize Pullover geeignet und leicht zu stricken.

Grafik: Pullover mit überschnittenen Schultern
Basis-Beschreibung:
Bei diesem Design werden bereits am Anfang so viel Maschen angeschlagen, dass das Rückenteil, womit auch hier angefangen wird, weit über die Rückenbreite hinausragt und entlang der Schultern herabfällt. Es wird bis zu den Armlöchern gestrickt, welche i.d.R auch deutlich tiefer sitzen, als bei den anderen Designs. Für das Vorderteil werden dann genau wie beim Pullover mit eingesetzten Ärmeln entlang der Schultern Maschen aufgenommen (an jeder Schulter einzelnd) und nach einigen Zentimetern – je nach Ausschnittform – mittig Maschen neu angeschlagen um das Vorderteil miteinander zu verbinden. Im Anschluß wird es dann ebenfalls bis zu den Armlöchern gestrickt. Der Rumpf wird dann ggf. noch mit extra Maschenzunahmen unterm Arm (doch i.d.R. ohne weitere Zu- oder Abnahmen) heruntergestrickt und nach Erreichen der gewünschten Pulloverlänge abgekettet. Für die Ärmel werden dann entlang der Armlöcher Maschen aufgenommen und diese dann in Runden fertig gestrickt.

Raglan

Der eher sportlich wirkende Pullover.
Grafik: Raglan-Pullover
Basis-Beschreibung:
Es werden Maschen für den Ausschnitt angeschlagen und zur Runde geschlossen. Die Maschen werden für das Vorderteil, die Ärmel und das Rückenteil je nach gewünschtem Look/Stil aufgeteilt. Jeweils an den Übergängen von Vorder- und Rückenteil zu den Ärmeln (den 4 Raglan-Linien) werden bis zu den Armlöchern Maschen zugenommen. Auf Armlochhöhe werden Maschen unterm Arm neu angeschlagen bis die gewünschte Brust- und Armumfangsweite erreicht ist. Die Maschen für die Ärmel werden in der selben Runde stillgelegt, in der auch die Maschen untern Arm neu angeschlagen werden. Im Anschluß wird zuerst der Rumpf in Runden bis zum Bündchen fertiggestrickt. Die stillgelegten Maschen für die Ärmel werden wieder aufgenommen. Unterm Arm werden Maschen aus den für den Rumpf neu „untermArm“ angeschlagenen Maschen neu aufgenommen und die Ärmel dann in Runden fertig gestrickt.

Rundpasse

Der eher niedliche Pullover, bzw. die Pullover-Form die gerne für z.B. Loch- und Hebemaschen- , sowie Fair-Isle-Muster genutzt wird, da hier durchgehend in Runden gestrickt wird und sich die gleichmäßigen Zunahmen gut in die Muster integriert lassen bzw. kaum auffallen.
Grafik: Pullover mit Rundpasse
Basis-Beschreibung:
Maschen für den Halsausschnitt werden angeschlagen und zur Runde geschlossen. Es werden dann in Runden gleichmäßig verteilt Maschen bis zur gewünschten Armlochtiefe zugenommen. Es wird quasi ein „Kreis mit Loch in der Mitte“ (Loch = Halsausschnitt) gearbeitet. Auch hier werden dann – genau wie beim Raglan – ab der gewünschten Armlochtiefe die Maschen für die Ärmel stillgelegt. Unterm Arm werden Maschen neu angeschlagen und der Rumpf in Runden fertig gestrickt. Die Ärmelmaschen werden wieder aufgenommen, … (siehe Raglan)

Sattelschultern

Eine etwas speziellere Pullover-Form, dessen Stil/Look durch das verwendete Muster und/oder z.B. die Anzahl an verwendeten Garn-Farben sehr wandelbar ist. Jedoch wirkt sie i.d.R. immer etwas sportlicher, als z.B. der klassische Pullover mit eingesetzten Ärmeln. Sattelschultern sind z.B. auch von Trainingsjacken bekannt.
Grafik: Pullover mit Sattelschultern
Basis-Beschreibung:
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Variante 1 & 2:

Zuerst werden sie Sattel gestrickt, diese werden „quer“ gestrickt. Schlage dafür so viele Maschen an, bis die Sattelbreite erreicht ist und stricke in der Länge bis die gewünschte Schulterbreite erreicht ist, mache dieses für den linken und den rechten Sattel. Beide Sattel werden vom Halsauschnitt aus zu den Schultern gestrickt.

weiter mit Variante 1:

Möchtest du die oberen Ärmel gleich mit (in Runden) stricken, belasse die Maschen von beiden Sätteln noch auf der jeweiligen Nadel (die Seite mit den noch offenen Maschen zeigt jeweils zur Schulter, also nach aussen). Nehme entlang der Seite des ersten Sattels Maschen auf und füge Maschen durch neu Anschlagen für den Halsausschnitt hinzu. Nehme dann entlang der dazugehörigen Seite des zweiten Sattels Maschen auf und stricke die noch offenen Maschen des zweiten Sattels. Wiederhole diesen Prozess für die anderen Seite des Pullovers, so dass am Ende der Pullover mit gleichmäßigen Zunahmen* an den Ärmeln in Runden bis zu den Armlöchern weitergestrickt werden kann. Lege die Ärmelmaschen still und schlage Maschen unterm Arm neu an. (Bitte beachten: auch die unterm Arm neu angschlagenen Maschen gehören mit zum Ärmel und sollte daher auch mit in die Berechnung des Oberarmumfangs und die Anzahl an Zunahmen für die Ärmel einbezogen werden.) Stricke den Rumpf in Runden zu Ende. Nehme die stillgelegten Ärmelmaschen wieder auf, nehme aus den neu angeschlagenen „untermArm“ Maschen neue Maschen für die Ärmel auf und stricke die Ärmel fertig.

weiter mit Variante 2:

Möchtest du die Ärmel später direkt einstricken, lege die Maschen beider Sattel jeweils auf einem Hilfsfaden still. (Die stillgelegten Maschen zeigen zur Schulter, also nach aussen.) Nehme nun entlang der einen Seite des ersten Sattels Maschen auf, schlage neue Maschen für den Halsausschnitt an und nehme dann entlang der dazugehörigen Seite des zweiten Sattels Maschen auf (= Rückenteil). Stricke das Rückenteil bis zu den Armlöchern. Mache diesen nun auch auf der anderen Seite (= Vorderteil) und stricke auch dieses bis zu den Armlöchern. Schlage neue Maschen unterm Arm an und stricke den Rumpf in Runden fertig. Aus den neu angeschlagenen „untermArm“ Maschen des Rumpfes werden neue Maschen für die Ärmel aufgenommen. Nehme dann Maschen entlang der Seiten (Armlöcher) des Vorder-/Rückenteils auf. Nehme die stillgelegten Maschen der Sattel wieder auf die Nadel und nehme weitere Maschen entlang der Seite des Rücken-/Vorderteils auf. (Je nach Ärmel (links oder rechts) werden zuerst Maschen vom Vorder- oder vom Rückenteil aufgenommen.) Schließe die Maschen für die Ärmel zur Runde. Stricke im Anschluss die Ärmel mit Hilfe von kurzen Reihen direkt ein und stricke sie dann später in Runden zu Ende.

Variante 3:

Vorder- und Rückenteil werden bis zu den Armlöchern getrennt gestrickt, hierbei gilt jedoch zu beachten, dass bei der Armlochtiefe noch der Sattel berücksichtigt werden muss, da diese Länge (= die Breite der Sättel) später hinzugefügt wird. Danach werden Vorder- und Rückenteil durch neu angeschlagene Maschen unterm Arm zusammengefügt und der Rumpf in Runden zu Ende gestrickt. Die Ärmel werden separat gestrickt und bekommen den Sattel an der Spitze der Armkugel angefügt. Durch das Einnähen der separaten Ärmel werden durch den Sattel die Schultern von Vorder- und Rückenteil miteinander verbunden.

Zusatz

Grundsätzlich können diese Pullover-Design-Varianten natürlich auch von unten nach oben gestrickt werden, dafür muss man nur etwas umdenken und die Zu- & Abnahmen vertauschen. Unterm Arm werden dann zum Beispiel die Maschen nicht neu angeschlagen, sondern abgekettet.

Ein Anprobieren, um die Passform gerade im Brust- und Schulterbereich zu kontrollieren, ist dann allerdings nicht möglich. Wer in diesen Bereichen also nicht unbedingt Standard ist, sollte diese Option daher eher für Pullover verwenden, die im „Oversize“ Bereich liegen oder dessen Passform entsprechend egal ist. 😉