Theorie und Praxis
Da ich Euch nicht nur die Theorie, sondern naürlich auch das Ergebnis meiner etwas unkonventionellen Abnäher Konstruktion zeigen möchte, hier nun meiner Ergebnis.
Ja, es ist sicherlich eines der optisch langweiligsten Kleider das ich je genäht habe, doch habe ich leider nicht sonderlich viele Stoffe auf Vorrat und da ich auf Grund der Corona-Krise (bzw. den Kontakteinschränkungen) seit März leider auch vorrübergehend kein Einkommen habe, da Arbeiten in meinem Beruf (selbstständig) aktuell einfach nicht möglich ist, mußte ich schauen was noch da ist. Und das war nun einmal dieser Stoff. Ein eigentlich schöner grauer Jeansstoff, der allerdings zu meiner großen Enttäuschung bei der Vorwäsche komplett kaputt gegangen ist. Die Streifen sind nämlich nicht beabsichtigt, sondern aufgeriebene (gebrochene) Stoffpartien.
Zum Schnitt
Wie Ihr sehen könnt, habe ich bei der Umsetzung noch zwei kleine Änderungen vorgenommen. (Version 1 – siehe HIER) Einmal habe ich die Taillenabnäher noch zusätzlich gerundet, so dass unter der Brust noch mehr Stoff weggenommen wurde um die Passform noch zu optimieren.
Neue Schnittteile
Bei weicheren Stoffen hätte ich hier sogar noch etwas mehr weggenommen, doch auf Grund der Festigkeit des Stoffes wollte ich eine erneute Falten- / Beulenbildung einfach nicht riskieren. Auch habe ich den Rückenausschnitt noch erweitert, dieses habe ich aber lediglich aus optischen Gründe gemacht.
Mein Tipp:
Passformprobe
Denn ich weiß das solche Anpassungen viele im ersten Moment abzuschrecken scheinen, da sie glauben etwas falsch machen zu können. Doch gerade bei größeren Cup-Größen sind bei den allgemein konstruierten Oberteilen häufig Probleme zu erwarten, besonders wenn es darum geht das etwas figurbetont sitzen soll. Denn jeder von uns ist nun einmal anders gebaut, mal sitzt der Brustpunkt nicht an der richtigen Stelle, oder der Abstand zwischen den Brüsten ist kleiner, oder aber größer – so wie bei mir. Daher rate ich auch immer dazu unbedingt zuerst eine Passformprobe zur Kontrolle zu nähen, denn nur wenn alles richtig sitzt, sitzt ein figurbetontes Kleid auch bequem.
Und auch wenn Ihr keine Ahnung davon habe, wie man einen Schnitt konstruiert oder abändert, an diesen Passformproben (häufig reicht hierfür das Vorder- & die Rückenteile, an denen Ihr die Nahtzugabe von Hals- und Armausschnitt(en) abschneidet und diese dann zusammennäht. Zum Anprobieren könnt Ihr dann einfach einen Reißverschluß einsteckt, so dass auch dieser nicht verloren geht, sondern später einfach weiterverwendet werden kann. So mache ich es auf jeden Fall.
Abstecken
Merkt Ihr dann dass irgendwo Stoff zu viel ist, oder eben der Brustpunkt nicht richtig sitzt, könnt Ihr die Abnäher auftrennen, das Probeoberteil auf links anziehen und die Abnäher so stecken, wie sie für Euren Körper am Besten passen.
Bei mir hat es dazu geführt, dass die Brustabnäher deutlich länger geworden sind und so nicht mehr mit den Taillenabnähern auf einer Linie zusammenlaufen und die Taillenabnäher recht schräg verlaufen, damit der Abstand der Brustpunkte für meinen Körper und meine Taille funktionieren ohne zu viel Stoff übrig zu lassen, der dann Falten / Beulen bilden kann. (Ach ja: Verändert Ihr die Weite der Brustabnäher, müßt Ihr natürlich auch noch die Seitennähte am Rückenteil korrigieren, denn durch die Änderung verändert sich hier ja auch die Länge des Seitennähte des Vorderteils. + Rundet Ihr die Taillenabnäher, so wie ich es hier gemacht habe, solltet Ihr auch noch mal die Länge des Vorderteils am Körper kontrollieren, da es durch diese Änderung – je nach Stärke – auch etwas kürzer wird.)
Geduld
Klar das ist alles durchaus etwas Arbeit und auch mit etwas Geduld verbunden, doch ist es nicht allemal besser als sich am Ende über ein schlecht sitzendes Kleid zu ärgern?
Natürlich weiß ich, dass diese Probiert-Methode nicht die wissenschaftlichste, bzw. die „korrekteste“ ist, doch sie funktioniert und ist eben keine Wissenschaft! 😉
Wer Fragen hierzu hat, kann mich sehr gerne per Email kontakieren, ich helfe immer gerne weiter!