DIY - Schneiderpuppe

Lange habe ich gesucht und verglichen, doch mußte ich leider immer wieder verstellen, dass es schwierig wird eine Schneiderpuppe für mich zu finden, die nicht im Profibereich und der dazugehörigen Preisklasse liegt. Also was nun?

Grund für den Aufwand

Mir ist es nun einmal wichtig den Brustpunkt auch wirklich an der richtigen Stelle zu haben und auch meine durchaus etwas schräge Körperhaltung entsprechend einstellen zu können. Eine Puppe mit Schulteransatz sollte es zusätzlich auch noch sein, da ich genau in diesem Bereich bei jedem Schnittmuster extreme Probleme habe. Speziell Ärmel passen einfach nie.

Und dadurch, dass ich bereits seit einiger Zeit auch das 2te Buch von Guido Hofenbitzer besitze, (Titel: „Maßschnitte und Passform – Schnittkonstruktion für Damenmode“; Band 2) und darin eine wunderbare Anleitung zum Selberbauen drin ist, wollte ich es dann letztendlich doch einfach mal ausprobieren. Was kann schon schiefgehen!? 😉

Video-Anleitung

Hier findet Ihr die Videoanleitung wie man es macht und für diejenigen, denen das Buch nicht vorliegt liste ich gleich auch noch einmal das benötigte Material auf, also das welches ich benötigt habe.

Hier der Link zum YouTube-Video vom Verlag Europa-Lehrmittel: https://youtu.be/bLT6vsfkkkI

Material-Liste

– Nassklebeband 3 – 4cm bereit (Kleidergröße 34-38, eine Rolle reicht)
– Frischhaltefolie + Fettcreme
– Heizlüfter (sehr hilfreich)
– starke Schere (am Besten mit stumpfer Spitze)
– 2 oder 4 starke Klammern zum Aufhängen
– Tischerplatte ca. 50x25cm
– Rundstab aus Holz (22mm, passend für meinen Puppen-Ständer von Dummydoll, dort steht zwar ø ca. 2,5cm, doch der innere ø ist nur 2,2cm, das ist also die Größe die Ihr für den Stab benötigt)
– Säge (Werkbank wäre sicher praktisch gewesen, doch die haben wir nun einmal nicht)
– Lochbohrer (passend zum Stangendurchmesser)
– Tacker, kurze Nägel, Polsternägel (mir reichte der Tacker)
– Wasserwaage
– Schaumstoffschredder (Füllung von 2 billigen Kopfkissen – 80x80cm – von Ikea)
– dünnes Volumenvies
– Sprühkleber
– Wirk-Schlauchware (glatte Bündchen-Schlauchware)
– Masking Tape 3mm für Kurven (auch Konturenband, oder ähnlich genannt)

Ach ja…. und Ihr braucht mind. einen Helfer (je mehr desto besser)! Alleine geht es leider nicht!

Eine Anleitung für das Abformen schreibe ich hier jetzt nicht, da das Video, bzw. das Buch alles genau erklärt, lediglich die Dinge die ich bei meiner noch verändert habe, bzw. meine Erfahrungen bei der Herstellung möchte ich hier mit Euch teilen.

Hier nun meine Tipps und Erfahrungen

Abformen:

Dafür müßt Ihr doch sehr lange gerade und regungslos stehen, mein Kreislauf hat mir da kurz vor Ende (mein Freund war schon beim Aufschneiden der Form) leider einen Strich durch die Rechnung gemacht und ich bin zusammengebrochen. Dadurch bekam meine Form leider sehr sehr viele unnötige Beulen, die ich anschließnd alle wieder beheben mußte. Also stellt Euch unbedingt ein Getränk und vielleicht auch was zu Naschen und/oder Traubenzucker bereit, damit Ihr Euch diese Zusatzarbeit ersparen könnt. 😉

Ausbeulen müßt Ihr nachdem Ihr aus der Form raus seit eh ein wenig, doch sicherlich nicht so viel. Es ist zusätzlich ratsam diese Beulen sofort zu beheben, solange die Form noch nicht komplett durchgetrocknet ist, das geht nämlich deutlich leichter. Ansonsten kann man die Form aber auch später noch mit einem Schwamm von beiden Seiten wieder leicht anfeuchten bzw. aufweichen und dann die gewünschten Stellen entsprechend korrigieren.

Körpermaße korrigieren:

Im Buch steht, dass man sowohl an der hinteren, sowie der vorderen Mitte, als auch an den Seiten jeweils 0,5cm entfernen soll. Denn die Form ist ja um Euch herum entstanden und dadruch eh schon größer als Ihr, dazu kommt später noch die Polsterung (Volumenvies) und der Bezug (Schlauchware). Um den Umfang zu reduzieren wird die fertige Form an diesen Stellen nacheinander aufgeschnitten, 0,5cm entfernt und SOFORT im Anschluß wieder zusammengeklebt. Mein Tipp: Nehmt an der seitlichen Taille (siehe Video) lieber ein klein wenig mehr weg, denn ich habe mich an die 0,5cm gehalten und die Taille an meiner Puppe ist nun leider etwas breiter als ich. *grummel*

Form auf Ständer befestigen:

Eieiei was für ein Akt, doch ich war einfach zu geizig mir einen richtigen Büstenständer mit Kugelstange zu besorgen. 😉 Und dennoch wollte ich, dass meine Puppe zumindest ansatzweise so groß ist wie ich und mich nicht um Längen überragt. Ich habe also das Loch in der Bodenplatte noch auf 2,5cm mit Schleifpapier erweitert, so dass es auch über die Metalleinfassung meines Ständers paßt und meine Puppe nun bis zum Holzteil des Ständers aufgesteckt wird.

Bezug nähen:

Zieht den Schlauch einfach über Eure Puppe und steckt die Form genau ab. Zieht den Schlauch im Anschluß dann wieder vorsichtig von der Puppe und näht wie gesteckt. So die Anleitung.
Hmmmm, doch was ist wenn man etwas asymmetrisch ist, so wie ich? So habe ich ja, wenn ich den Bezug dann zum „Anziehen“ wende, alles spiegelverkehrt. Ich habe mir also die Mühe gemacht alles gesteckte noch einmal umzusteckt. Dafür habe ich den gesteckten Schlauch umgedreht, den gesteckten „Nahtverlauf“ mit Schneiderkreide markiert und dann nach und nach die Abnäher auf die andere Seite übertragen. Ist leider etwas aufwendig, doch ich finde die Mühe hat sich gelohnt. 🙂

Oder was meint Ihr? Hier meine Puppe in den unterschiedlichen Stadien der Herstellung.
Die Kugel oben ist übrigens ein schwarz lackierter Holzabschluß zum Aufstecken für Gardinenstangen. 😉